Event: Kalender
Foto: Stickelmann, Staatsarchiv Bremen
„Architektur für Alle?!
bis
Wilhelm-Wagenfeld-Haus, Am Wall 209, 28195 Bremen

„Architektur für Alle?! Emanzipatorische Bewegungen in Planung und Raum“

Wie sieht sie aus, eine Architektur für Alle?! Wer gestaltet und wer prägt sie? Und warum? – Die jüngste Ausstellung des Bremer Zentrums für Baukultur (b.zb) widmet sich der Situation von Frauen im Feld Architektur in Bremen von 1945 bis heute und setzt sich grundsätzlich mit Fragen der Gleichstellung in Planung und Raum auseinander. Denn obwohl die Geschlechtergleichstellung in Deutschland ein verbrieftes Gut ist, ist sie auch im Jahr 2022 eine Baustelle! 

Um dem Versprechen unserer Demokratie auf gleiche Teilhabe für Alle gerecht zu werden, braucht es auch heute noch einen kritischen Blick auf die Strukturen, in denen es uns möglich ist, zu handeln. Hier trägt Architektur in besonderem Maße Verantwortung, gestaltet sie doch im Wortsinn die (Lebens-)Räume, in denen wir zusammenkommen, um uns zu entfalten. Dabei spielen die Begriffe wie Intersektionalität, Diversität, Feminismus sowie Inklusion eine maßgebliche Rolle, wenn es um eine Architektur für Alle geht.

Die Ausstellung schaut zurück in die Vergangenheit, untersucht die Gegenwart und wagt einen Blick in die Zukunft: Das Schaffen von Architektinnen der 1950- bis 1970er-Jahre wird vorgestellt, die emanzipatorischen Errungenschaften der 1980 | 1990er-Jahre erkundet undFrauen der Gegenwart auf ihr Wirken im Feld von Architektur befragt. Künstlerische Positionen für eine gerechtere Architektur und Stadt ergänzen die Schau . 

Hintergrund

Blicken wir zurück in das Jahr 2019: Das Frauenwahlrecht gibt es seit hundert Jahren; die #Metoo-Debatte ist im vollen Gange; der Gender-Pay-Gap schwindet; bereits seit 2018 kann sich mensch in Deutschland dazu entscheiden, sich im Geburtenregister als „divers“ eintragen zu lassen. Also alles gut? Gleiche Rechte für Alle? Das Kurator:innenteam der Ausstellung begibt sich auf die Suche nach Ungleichheiten im Feld von Architektur, deckt Lücken auf und stellt Fragen. Warum landen so wenig Frauen am Ende in der „richtigen“ Architektur? Wer darf sich überhaupt Architektin nennen? Gibt es den gleichen Lohn für gleiche Arbeit? Warum denken wir bei einem Architekten an einen Mann? Wer gestaltet unsere Strassen, Plätze, Stadtviertel und Wohnungen und wer entscheidet darüber, wie diese auszusehen haben? Welche Lücken sind bereits geschlossen? Der Blick in die Vergangenheit gibt uns Hinweise auf das Bestehende. Althergebrachte Strukturen verhindern immer noch, dass die Chancen auf Gleichbehandlung ein schwieriges Unterfangen darstellen, sind die Entscheider in vielen Fällen: westlich, männlich, weiß. Die Debatten darüber sind allgemein bekannt.

Die Ausstellung gibt einen tieferen Einblick wie es in den vergangenen 70 Jahren in Bremen um die Gleichheit in der Architekturausübung aussieht. Erfolge und Hindernisse koalieren nicht selten miteinander: Inge Sommer ist ein gutes Beispiel dafür. Sie studierte Architektur und schloss ihre Ausbildung 1943 sogar mit einer Promotion ab. Später gründete sie eine Büropartnerschaft mit ihrem Mann, in der sie als Geschäftspartnerin aber nicht sichtbar wurde. Ihr Bekanntheitsgrad geht folglich gegen Null. Oder schauen wir in die späten 1980er und anfänglichen 90er Jahre. In der Zeit etablierten sich bundesweit Netzwerke und Institutionen in der feministischen Szene, darunter das Bremer Frauenstadthaus. Auch heute noch ein Ort von Frauen für Frauen. Einige der Mitbegründerinnen wie Inge Mohrmann, Meike Austermann-Frenz und Marlies Hestermann geben in der Ausstellung Einblicke in die Anfänge des Frauenstadthauses und dessen Erfolgsgeschichte. Erfolgsgeschichten erzählen uns auch 35 porträtierte Frauen aus Bremen, die sich bis heute im Feld Architektur bewegen oder bewegten. Ihre Beiträge laden dazu ein, sich mit den unterschiedlichen Kontexten und Auffassungen von und mit Architektur auseinanderzusetzen – Felderweiterung inklusive.

Der Abschluss der Schau ist den Zukunftsvisionen und künstlerischen Interventionen gewidmet. Wie sehen junge Generationen und Künstler:innengruppen das Stadtumfeld? Wie wirkt sich das erweiterte Verständnis von Architektur auf den Umgang mit Stadt aus? Wie wichtig sind Netzwerke und Koalitionen? Müssen Ansichten radikal und fundamental sein oder reicht die Umdeutung des Üblichen? Die Gruppe Kosk*i und das Ausstellungsprojekt Sisterhood Graffiti brechen mit gewohnten Denkweisen und dem tradierten Verständnis über das eigene (Lebens-) Umfeld. Die Arbeit “Wegen Umbau geöffnet. Bitte nutzen Sie den Seiteneingang” von Claire Waffel wiederum erkundet am Beispiel des Wilhelm Wagenfeld Hauses selbst den Prozess der Umgestaltung und des Umbaus als ein zentrales, zukunftsweisendes Thema einer gerechten und inklusiven Architektur für Alle.

 

Rahmenprogramm

Führungen mit den Kuratierenden und wechselnden Gästen

30.10.2022 | 27.11.2022 | 11.12.2022 | 29.1.2023 | 26.2.2023 | jeweils 15:00 Uhr.

Weitere Führungen auch für Schulklassen unter info@bzb-bremen.de

 

Booklounge mit Gästen

08. November 2022 | 18 Uhr | Wilhelm-Wagenfeld-Haus | Bremen

 

Film und Workshop (beides mit Anmeldung): Scham (Between Land and Sea)

19. und 20. November 2022 | Wilhelm-Wagenfeld-Haus | Bremen

 

Bremer Auszeichnung für Baukulturpreis: Preisträgerin Feministische Organisation Planerinnen und Architektinnen (FOPA)

06. Dezember 2022 | obere Rathaushalle | Bremen

 

BDA-Vortrag: Architektin Helena Weber | Berkthold Weber Architekten GmbH | Dornbirn

08. Dezember 2022 | 19 Uhr | Cinema | Bremen

 

Veranstaltungsort:

Wilhelm-Wagenfeld-Haus

Am Wall 209

28195 Bremen

www.wilhelm-wagenfeld-stiftung.de/ausstellungen

www.architektur-fuer-alle-bremen.de

Ansprechpartner

Ansprechpartner/in

Jörn Schaper
Bremer Zentrum für Baukultur
info@bzb-bremen.de