Nachruf auf Prof. Dr. Klaus Hübotter
Die Architektenkammer Bremen und die Ingenieurkammer Bremen trauern um Ehrenbürger Prof. Dr. Klaus Hübotter.
23.6.2022
Der Bremer Ehrenbürger, Bauunternehmer und Mäzen Klaus Hübotter ist gestern, am 21. Juni 2022, im Alter von 92 Jahren gestorben. "Die Nachricht vom Tod von Klaus Hübotter macht mich sehr traurig. Klaus Hübotter hat sich als Ehrenbürger unschätzbare Verdienste um die Freie Hansestadt Bremen erworben – nicht nur aber vor allem im Bereich der Stadtentwicklung. Er hatte dabei stets eine enorme Sensibilität für die historischen und politischen Bezüge in Bremen," drückte Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte sein Beileid aus. "Er reißt eine Lücke, die praktisch nicht zu schließen ist. Ich habe in den vergangenen Jahren häufig mit Klaus Hübotter gesprochen und über neue Projekte beraten. Dadurch hat sich ein enges, persönliches Verhältnis entwickelt. Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie."
Prof. h.c. Dr. jur. Klaus Hübotter wurde am 17. März 1930 in Hannover geboren. Er studierte Jura in Hamburg und promovierte mit dem Thema "Die Planung einer Stadt – Rechts- und Organisationsfragen beim Bau neuer Gemeinden in der Bundesrepublik". Hübotters Leitsatz "Du baust wie Du bist" wurde zu einem geflügelten Wort in der Stadt. Im Anschluss an sein Studium kam Hübotter 1962 nach Bremen, wo er 1964 Bauunternehmer mit dem Schwerpunkt anspruchsvolle Architektur für Neubauten sowie den Erhalt und die Umnutzung von historischer Bausubstanz oder anderer bedeutender Gebäude wurde. In dieser Funktion wurde der Name Hübotter zu einer Institution in Bremen. Er prägte und veränderte das architektonische Gesicht der Stadt entscheidend. Viele scheinbar unmögliche Bauprojekte wurden von ihm angegangen und realisiert. Darüber hinaus engagierte Hübotter sich im kulturellen Bereich und in der Friedensbewegung. Die Villa Ichon, die auf Hübotters Initiative bis 1982 wiederinstandgesetzt wurde, ist ein zentrales Forum friedenspolitischer Initiativen mit überregionaler Bekanntheit. Weitere wichtige Projekte, die Klaus Hübotter in Angriff nahm, sind unter anderem die Sanierung sowie der Um- und Ausbau des Speichers XI als Platz für Studierende der Hochschule für Künste und privates Hafenmuseum in der Überseestadt. Beides waren Projekte, die maßgeblich zur Entwicklung in der Überseestadt beitrugen. Des Weiteren war Hübotter verantwortlich für Erhalt und Sanierung des Bamberger Hochhauses im Stephaniviertel, das heute die Volkshochschule beherbergt. Auch die Umnutzung des ehemaligen Radio Bremen-Geländes mit dem Konzertort Sendesaal und dessen so besonderer Klangqualität wurde von ihm realisiert. Ebenso Umbau, Sanierung und Einrichtung des Haus der Wissenschaft neben dem Dom, einem der ältesten Häuser Bremens, um nur ein paar der vielen Gebäude zu nennen, die von Hübotter gerettet und für neue Nutzung hergerichtet wurden.
Neben mehrfachen Auszeichnungen durch den Bund Deutscher Architekten (BDA), wurde Klaus Hübotters Projekt zur Rettung der Villa Ichon 1984 mit dem deutschen Preis für Denkmalpflege ausgezeichnet. Im Januar 2007 erhielt er als erster die Bremer "Auszeichnung für Baukultur" (vergeben vom Bremer Zentrum für Baukultur) und 2012 wurde er Ehrensenator der Hochschule für Künste Bremen.
In Bremens Partnerstadt Riga revitalisierte Klaus Hübotter das historische Ensemble der "Stadt in der Stadt" in Rekordzeit von nur zwei Jahren und als Millioneninvestition in der Altstadt. Ursprung war die "Tote Stadt" in Riga, eingemauert wie der Kreml, und lange Jahre nur über zwei Tore zugänglich: zehn Häuser, zum Teil bis zu 800 Jahre alt, völlig zerfallen und desolat – dort wo einst das Ordensschloss aus dem Jahr 1202 stand. Heute zählt der Konventhof zu den am meisten frequentierten Hotels des Baltikums. Es wurde dank Hübotter ein für lange Zeit deutsch-lettisches Vorzeigeprojekt mit eigens gegründeter deutsch-lettischer GmbH. Der Name Hübotter hat zur Jahrtausendwende und vor dem EU-Betritt Lettlands in dessen Hauptstadt Maßstäbe gesetzt.
Die höchste Auszeichnung für einen Bremer wurde Hübotter im September 2010 zuteil, als er vom Senat zum 30. Bremer Ehrenbürger ernannt wurde. Dies, so betonte er immer wieder, war ihm eine "ganz erhebliche Verpflichtung" der Freien Hansestadt Bremen gegenüber.
Kondolenzbuch und Trauerbeflaggung
Am Donnerstag, 23. Juni 2022 – 9 bis 19 Uhr – und Freitag, 24. Juni 2022 – 8 bis 19 Uhr – wird im Rathausfoyer ein Kondolenzbuch ausliegen, in dem die Bremerinnen und Bremer ihrer Anteilnahme Ausdruck verleihen können. In dieser Zeit wird am Rathaus Trauerbeflaggung geflaggt
Die beiden Kammern möchten dem Verstorbenen an dieser Stelle unter anderen Ihren Respekt ausdrücken, der Bauunternehmer Hübotter war dafür bekannt, dass er Arbeit fair bezahlte, sich seiner Verantwortung bewusst war und als Auftraggeber geschätzt wurde. Im Deutschen Architektenblatt sowie im Deutschen Ingenieurblatt wird ein persönlicher Nachruf erscheinen.