„Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“ – Beim Sommerfest der Architektenkammer und der Ingenieurkammer Bremen wurde der Wandel diskutiert
Beim Sommerfest der Architektenkammer und der Ingenieurkammer Bremen am 26. August gab es Gelegenheit zum Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Auch diesmal folgten neben Kammermitgliedern viele Akteure aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung der Einladung in die Geschäftsstelle der beiden Kammern. Als Redner und Gesprächsgast trat in diesem Jahr der Architekt Carl Zillich auf, seit Februar 2022 Geschäftsführer der Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH. Das Projektbüro soll nach der Vorstellung des von Bürgermeister Andreas Bovenschulte angeführten Aufsichtsrates die „zentrale städtische Ansprechstelle für die privaten Investoren sowie andere Akteure und Vorhabenträger" sein und die "Koordination der ressortübergreifenden Weiterentwicklung innenstadtbezogener Planwerke" übernehmen.
Angesichts des hohen Handlungsbedarfs und der komplexen Problemlage in der Bremer Innenstadt war die Neugier auf den Redner und auf das anschließende Podiumsgespräch mit den Präsidenten Oliver Platz und Torsten Sasse groß.
Im Bewusstsein dieser Erwartungen war es Carl Zillich in seinem Statement wichtig, seine Funktion in das rechte Licht zu setzen: „Ich habe primär eine intermediäre Funktion. Meine Impulse bestehen darin, Akteure und Institutionen zusammen zu bringen und sie dabei zu unterstützen, sich aktiv in den Veränderungsprozess einzubringen.“. Bei den konkreten Projekten langfristige Ziele, wie Klimaanpassung und Diversität, im Blick zu behalten sei die Herausforderung. So könne es auf Dauer nicht genügen, dem Klimawandel damit zu begegnen „Pflanzkübel hin und her zu fahren“, auch wenn so die Aufenthaltsqualität kurzfristig verbessert würde.
Mit der "Strategie Centrum Bremen 2030+" und dem 2016 beschlossenen Bebauungsplan 2440 seien gute Grundlagen für den Strukturwandel der Innenstadt, insbesondere dem Wohnen, gelegt worden. Ziel sei es, in den Planungen und Projekten die Akteursvielfalt zu erhöhen, die die heutige Gesellschaft reflektiert, um so Teilhabe und Resilienz zu erzeugen.
Präsident Oliver Platz wollte von Zillich wissen, ob der Immobilienmarkt reif dafür sei, in andere als kommerzielle Werte zu investieren. Zillich zeigte sich überzeugt, dass „Markt und Staat lernen müssen, die ökologische und die soziale Rendite zu berechnen“. Es läge an der gesamten Wertschöpfungskette und der Legislative, entsprechende Angebote zu formulieren. Eine Aufforderung, die Zillich auch direkt an die Anwesenden richtete und sie als wichtigen Teil des Wandels ansprach.
Ingenieurkammer-Präsident Torsten Sasse hatte dies bereits in seinem Grußwort festgestellt: „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand. Mit unserem gemeinsamen „Positionspapier zur Bauwende“ haben wir Stellung zu den großen Themen des Klimawandels, des Ressourcenschutzes und der Verkehrswende bezogen. Auch mit dem Parlamentarischen Abend, der wieder am 23. März 2023 mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte stattfinden wird, bringen wir uns aktiv in die politische und gesellschaftliche Debatte ein.“
Text: Kristin Kerstein