Bremen, 23.03.2023
Fünfter Parlamentarischer Abend der Architektenkammer Bremen und der Ingenieurkammer Bremen
Bauwende gestalten!
Ein Gespräch über das Planen und Bauen im Kontext von Nachhaltigkeit, Zinswende und Ressourcenknappheit
Der Vortragssaal der Kunsthalle Bremen war bis auf den letzten Platz besetzt, als am Donnerstag, den 23. März 2023, die Architektenkammer Bremen und die Ingenieurkammer Bremen zum fünften Parlamentarischen Abend luden. Zu Gast auf dem Podium: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Freien Hansestadt Bremen. Zum Gespräch luden die beiden Kammerpräsidenten, der Architekt Oliver Platz (Architektenkammer) und der Beratende Ingenieur Torsten Sasse (Ingenieurkammer). Diskutiert wurde, wie in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels, das Bauen nachhaltiger und die Bauschaffenden ein Teil der dringend anstehenden Bauwende werden können. Ferner ging es darum, wie unter schwierigen Bedingungen die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Umdenkens von Seiten der Politik besser kommuniziert werden kann, damit alte Gewohnheiten aufgegeben und neue Wege beschritten werden.
Bauwende in Bremen
Mit dem Titelthema „Bauwende gestalten“ war der direkte Bezug zum Positionspapier der Kammern „Die Bauwende muss jetzt starten!“ hergestellt. Um die CO2-Bilanz der Baubranche senken zu können müssten grüne Baumaterialien entwickelt werden, so Torsten Sasse. Bei Bauten allein auf Holz zu setzen, sei zu kurz gegriffen. Er erklärte weiter: „Wir sollten den Wettbewerb der Baustoffe fördern und nicht abwürgen. In Bremen haben wir mit dem noch sehr emissionsstarken Stahlwerk eine sehr interessante Möglichkeit, das Thema „grünen Stahl“ weiter voranzubringen. Insbesondere käme es aber darauf an, die Energieerzeugung zu dekarbonisieren. Dafür braucht es ambitionierte Ziele.“
Bei den Themen Förderung von Umbau des Gebäudebestands und Neue Umbauordnung als Schlüssel zu mehr Klimaneutralität wies Oliver Platz auf den aktuellen Baukulturbericht hin, der dem Thema gewidmet sei. Graue Energie, die im Bestand stecke, könne durch die werterhaltende Sanierung von Gebäuden in eine weitere Lebensphase geführt werden. „Wir hoffen, dass im Rahmen einer kleinen Novelle der Landesbauordnung bald erste Regelungen kommen, die den Umgang mit dem Bestand für uns Architekten und Ingenieure einfacher machen“, erklärte Oliver Platz.
Gebäudetyp E
Um zuerst im Neubau einfache und experimentelle Bauweisen auszuprobieren, sei das Konzept des „Gebäudetyp E“ von Bundesarchitektenkammer und Bundesingenieurkammer vorgeschlagen worden. Beide Kammerpräsidenten werben dafür, dass Bremen die Initiative zum „Gebäudetyp E“ unterstützt, und damit hilft, das starre Gerüst der über 3000 Normen, die wir im Bauwesen haben, zu hinterfragen.
Senatorin Dr. Maike Schaefer bekräftigte: „Wir wollen in Bremen Wohnraum für alle, der bezahlbar ist. Wir haben im vergangenen Jahr ein weiteres Wohnraumförderprogramm mit knapp 50 Millionen Euro aufgelegt. Insgesamt beträgt die Summe der Bremischen Wohnraumförderprogramme damit inzwischen 300 Millionen Euro, womit wir die Bremer Bauwirtschaft nachhaltig unterstützt und für bezahlbaren Wohnraum gesorgt haben. Alleine in dieser Legislaturperiode haben wir zudem die Voraussetzungen für mehr als 11.000 Wohneinheiten geschaffen. Mit dem Bremer Standard existiert jetzt eine Sicherheit für den Neubau von Immobilien, da damit klare Rahmenbedingungen gelten. Und seit Beginn des Jahres sind Bauantragsverfahren auf dem digitalen Weg möglich, um diese erheblich zu vereinfachen und zu beschleunigen. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden Bremen und die hiesige Bauwirtschaft die Krise am Wohnungsmarkt und in der Baubranche bestehen.“
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte äußerte sich abschließend: „Die ‚Bauwende in Bremen‘ gestalten wir nur alle gemeinsam: Politik und Bauschaffende. Politik, indem sie gute Rahmenbedingungen, auch in schwierigen Zeiten mit hohen Zinsen, steigenden Preisen und Fachkräftemangel schafft. Alle, die am Bau beteiligt sind, indem sie zum kostensparenden und klimafreundlichen Bauen mit innovativen Ideen beitragen. Dass das hervorragend geht, habe ich gerade erst bei der Verleihung der BDA-Preise im Februar gesehen. Denn eins ist klar: Dabei geht es immer auch darum, gute Wohnungen für bezahlbare Mieten zu bauen und Bremen und Bremerhaven zu attraktiveren und lebenswerteren Orten zu machen.“
Bauwende gestalten! Am Ende des Podiumsgesprächs bleibt festzuhalten, dass eine Bauwende nur zu erreichen ist, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Planerschaft hat ihre Bereitschaft zur Mitwirkung deutlich gemacht.