Zum 100. Geburtstag von Carsten Schröck
- eine Erinnerung von Rainer Schürmann
Bremen, 24. April 2023
Als Carsten Schröck sich 1952 in Bremen selbstständig machte, war er ein unbeschriebenes Blatt. Der 29-jährige konnte nach seinem Studium an der Universität Braunschweig jedoch als angestellter Architekt bei Herbert Anker erste Erfolge bei Wettbewerben vom Parkhotel bis zum Zentralen Omnibusbahnhof verzeichnen.
Der 1. Preis bei diesem Projekt führte ihn in die Selbstständigkeit und an weitere öffentliche und private Wettbewerbe und Bauaufgaben, u.a. für die Bremische Evangelische Kirche. Dabei gelang ihm 1962 mit dem 1. Preis beim Wettbewerb für die Kirche und das Gemeindezentrum St. Lukas in Bremen - Grolland ein nicht allzu spektakulärer Erfolg. Gewonnen hatte er mit einer einfachen Kirche aus Backstein mit Langhaus und Turm.
Das Projekt stellte sich aber wegen des schlechten Untergrundes als nicht realisierbar heraus. Mit seinem Partner Fritz Busse ersann er nun eine Lösung, die das Problem der Gründung mit einem Leichtbau überspielte. Ergebnis ist eine der bedeutendsten Seilnetzkonstruktionen der Baugeschichte geworden. Dies Projekt führte ihn erneut mit Frei Otto zusammen, mit dem er bereits 1961 den futuristischen Entwurf für eine Hafenüberdachung geplant hatte (Bauwelt 37/1961). Bemerkenswert an dem Projekt in Grolland ist nicht nur die aus dem Schiffsbau entwickelte Holzverschalung der Seilnetzkonstruktion, womit der Bau ein Alleinstellungsmerkmal, vielleicht europaweit erreicht hat, sondern auch, dass die Wandlung aus einem massiven Backsteingebäude zu einem der schwungvollsten und leichten Sakralräume seiner Zeit geworden ist (Bauwelt 38/1958, S. 937). Mit der Bremischen Evangelischen Kirche gelang dies ohne Blessuren.
Neben diesem Projekt entstanden bis 1973 - Schröck starb am 3. Februar - annähernd 150 Projekte und Bauten in Bremen, dem Umfeld und mit Hilfe der Norddeutschen- und Seemannsmission - in Westafrika. Die Bedeutung des Werkes zeigt sich u.a. in der "Unter Schutzstellung" von sieben Bauten durch das Bremer Landesamt für Denkmalpflege. Als „leichter“ Betonbau, "schwimmend" in einem See des Bürgerparkes, ist das "Kaffeehaus am Emmasee" (1968), gebaut mit Hans Budde, zu nennen.
In Westafrika entstanden, mit Horst Rosengart, Bauten für Kirchen, Seemansheime und die Häfen. Besonders zu erwähnen ist das große Krankenhaus Bethesda, Agou-Nyongbo in Togo, an dessen Küste noch das Hotel "Tropicana" gebaut wurde.
Am 24. April wäre Carsten Schröck 100 Jahre alt geworden. Die Stadt Bremen ehrte ihn 2007 mit einer großen Werkschau in der Unteren Rathaushalle. Dazu erschien das Buch "Architektur einer Hafenstadt - Carsten Schröck", in der Schriftenreihe des Bremer Zentrum für Baukultur, Band 8 (leider vergriffen).
Der Autor:
Rainer Schürmann, begann 1973, nach dem Studium an der TU Berlin im Büro Schröck, Rosengart, Busse seine Architektentätigkeit in Bremen. Heute ist er freischaffender Architekt im Büro as2architektur Prof. Manfred Schomers u. Rainer Schürmann