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Einfach (mal) machen

Sechster Parlamentarischer Abend der AKHB und der IKHB :

Einfach (mal) machen
Ein Gespräch über das Planen und Bauen in bewegten Zeiten

Der Vortragssaal der Kunsthalle Bremen war voll besetzt, als am Donnerstag, den 14. März 2024, die Architektenkammer Bremen und die Ingenieurkammer Bremen ihren nunmehr sechsten Parlamentarischen Abend abhielten. Zu Gast auf dem Podium: der Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen Dr. Andreas Bovenschulte. Zum Gespräch luden die beiden Kammerpräsidenten, der Architekt Oliver Platz und der Beratende Ingenieur Torsten Sasse.
 

Unter dem Titel des Abends „Einfach (mal) machen“ wurde diskutiert, wie in Zeiten der immer weiter steigenden Ansprüche an das Bauen tatkräftig vorangegangen werden soll und kann. Die Problemlage: In Anbetracht von strengen Bauvorschriften bleiben kreative, experimentelle, aber auch einfache und kostengünstige Planungsansätze schnell auf der Strecke. Torsten Sasse erläuterte in diesem Zusammenhang, dass Niedersachsen im Bereich Umbau bereits neue Wege gehe. Hier könnten alte Gebäude nach den zur Entstehungszeit geltenden Regeln weitergebaut werden. Dr. Andreas Bovenschulte bekräftigte, dass er ein großer Anhänger der Umbauordnung sei. Die angestrebten Planungserleichterungen hätten große Vorteile, aber es müsse allen bewusst sein, dass aktuelle Anforderungen zum Beispiel im Bereich Barrierefreiheit oder Brandschutz nicht mehr umgesetzt würden. Oliver Platz führte hierzu den Gebäudetyp-e an als Modell, das in Bremen verfolgt werden solle. Dr. Andreas Bovenschulte begrüßte eine Erprobung, man müsse jedoch alle zivilrechtlichen Haftungsfragen klären.

Gemeinsames Abwägen
Auch mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Neugestaltung des Domshofs wünschte sich Oliver Platz bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen 
Interessensvertretungen. Der Diskurs müsse als Weg zur bestmöglichen Lösung gesehen werden. Er sagte: „Oft fokussieren sich einzelne Beteiligte auf die ihnen aufgegebene jeweilige Position. Das führt dazu, dass sich Zielkonflikte ungelöst gegenüberstehen. Um Zielkonflikte aufzulösen, braucht es aber Bewegung. Doch Kompromissbereitschaft wird kaum gelebt. Kompromisse werden als Niederlage empfunden. Der Prozess wird zu schnell konfrontativ. Dabei können wir nur miteinander im gemeinsamen Abwägen der Argumente gute Lösungen finden.“

Sich „einfach mal ehrlich machen“
Unter der Unterschrift „Einfach mal ehrlich machen“ ging es im letzten von drei Themenblöcken um die Spielräume, die angesichts der angespannten finanziellen und personellen Situation Bremens bleiben, um die Stadt sozial gerecht und klimafreundlich weiterzuentwickeln. Die Kammerpräsidenten erfragten dabei die Hintergründe der nun geplanten und schon 2018 von Seiten der Architektenkammer vorgeschlagenen Stadtentwicklungsgesellschaft und forderten eine spürbar beschleunigte Qualität der stadteigenen Entwicklungsprojekte. Der Kanzler-Vorstoß für neue Großwohnsiedlungen auf der „grünen Wiese“ wurde zudem kritisch hinterfragt.

Klimaschutz immer mitdenken!
Torsten Sasse erinnerte alle Akteure in Politik und Planerschaft an die Tatsache, dass der Klimawandel das relevante Thema der nächsten 30 Jahre sein muss. Er 
verwies auf die in dieser Woche von der Europäischen Umweltagentur erstmals vorgelegte Europäische Klimarisikobewertung, wonach sich von allen Kontinenten Europa am schnellsten erwärmt, nämlich mit doppelt so hoher Dynamik wie der weltweite Durchschnitt. Er sagte: „Die Klimarisiken gefährden mitten in Europa die Ernährungssicherheit, die Ökosysteme, die Infrastruktur, die Wasserressourcen, die Finanzstabilität und die Gesundheit der Menschen. Das ist ein letzter Weckruf, und wenn wir die Zukunft der nächsten Generationen nicht gefährden wollen, müssen wir sofort ins Handeln kommen.“ Politik nach dem Motto „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ könne den Herausforderungen des Klimawandels nicht gerecht werden.
 

Einfach (mal) machen – das Motto des Parlamentarischen Abends brachte die Forderung der Planenden in Bremen auf den Punkt, denn an Ideen und Erkenntnissen mangelt es nicht in der Freien Hansestadt – die Umsetzung hingegen bleibt jedoch, so die Meinung der Kammervertreter, an wichtigen Stellen hinter den Bedarfen zurück.